Hütte

Arbeitssucht und Muse

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Leistung dominiert in unserer modernen Welt, überall, allerorts. Viele Menschen definieren sich durch Arbeit. Wer nicht mindestens hin wieder an Überforderung leidet, nicht schon fast Burn Out hatte, oder wenigstens kurz davor steht, der ist ja heutzutage kaum was Wert.

Der taugt zu nichts, ist asozial. Nur, wer dann doch nicht mehr kann, wirklich ausgelaugt ist, bei dem Burn Out diagnostiziert wurde, der wird dann als Tachinierer, Nichtsnutz, als System Ausnutzer dargestellt. „Von was will denn die, oder der ausgebrannt sein? Schau dir mich an, ich arbeite wirklich viel! Wenn, dann dürfte ich in den Krankenstand gehen. Das würde aber nie in Frage kommen, denn ich halte das aus. Ich opfere mich auf, für ? Ja, für wen oder was denn?

Das Leben früher war hart. Die Menschen waren den ganzen Tag mit Tätigkeiten beschäftigt, die ihr Überleben sicherten. Trotz der großen Mühen, war ihr Dasein entschleunigt. Es gab Zeit für Stille und Ruhe. Später dann, speziell mit Beginn der Industrialisierung, begann sich die Lebensweise der Menschen dramatisch zu Ändern. Diese Entwicklung zieht sich bis heute wie ein roter Faden. Leute die sich keine qualitative Zeit nehmen, für sich, für kreative Momente, denken kaum über sich und ihre momentane Situation nach.

Sie haben einfach keine Zeit dazu. Das System hat uns Menschen dazu gebracht wie Roboter, wie Maschinen zu funktionieren. Uns wird eingeredet was wir alles brauchen, um glücklich zu sein. Das Streben nach mehr, grenzt ins uferlose. Es wird überhaupt nicht hinterfragt, was notwendig ist, was genügt. Was sind unsere Grundbedürfnisse? Wer mit Arbeit abgelenkt ist, der stellt sich solche Fragen nicht, er hat keine Zeit dafür.

Menschen die entschleunigt leben, die sich Zeit nehmen um nachzudenken was sie brauchen, wer sie sind, wohin sie wollen usw., die Zeit mit Stille und Ruhe verbringen, aber auch Muse im Schaffen finden. In solch einem Schaffen, dass von voller Bewusstheit im Hier und Jetzt durchströmt ist und kreativ, göttlicher Ausdruck ist, diese Menschen werden von der heutigen Gesellschaft oft als Sonderlinge und Taugenichts dargestellt. Ich finde das schon sehr befremdend. Soweit haben wir es kommen lassen um Geistigkeit, Kunst, Muse in Stille oder Bewegung. Philosophie und Erkenntnis als abtrünnig zu betrachten.

So weit haben wir uns von Wirtschaft und Politik manipulieren lassen Wir merken nicht mehr, wie weit uns dieser, für mich grauslicher Spirit, dieser ekelhafte Dämon, beherrscht und uns lenkt. Innehalte, sich Zeit nehmen und in Ruhe sein, einfach nichts tun, darin liegt für mich die Qualität, die notwendig ist, um aus diesen (Hamster)Rad auszusteigen. Dann ist es wieder möglich zu Reflektieren, zu spüren was gebraucht wird, was wir wirklich wollen. Unsere Bedürfnisse erkennen, die wichtig sind im Leben und nicht von Habsucht und emotionalen Defiziten gelenkt werden.

Zu erkennen wie uns dieses System emotional verkümmern lässt. Es uns abstumpft, abhängig und dümmer, es uns krank macht, aber glücklicher Weise nur soweit, damit wir meist noch medizinisch versorgt werden können und weiter vegetieren dürfen. Diese Muse ist meiner Meinung nach wichtig, um wieder ein Selbst bestimmtes Leben führen zu können. Selbst bestimmt im Sinne von, Selbst zu entscheiden was für einen gut ist, was für einen persönlich richtig oder falsch ist. Frei zu sein um eben solche Entscheidungen treffen zu können.

Foto: Sebastian Wegerbauer