Tal

Die alten Götter und die Neuen

Oder doch wieder die Alten. Spiritualität, Glaube an einen Gott bzw. fundamentalistisches, religiöses Gedankengut scheinen wieder am Vormarsch zu sein. So wie es ausschaut, sehnen sich viele Menschen  nach Nahrung für ihre verdursteten Seelen. Die Welt wird immer schneller, immer kleiner, immer kontrollierter. Der Mensch als Mensch zählt immer weniger, ist immer weniger Wert. Von Tieren brauchen wir erst gar nicht mehr sprechen, viele werden nur noch als (Nahrungsmittel) Produkt angesehen, als Sache die ihren Zweck erfüllt.

Da müssen wir sehr aufpassen, dass es uns Menschen auch nicht bald so ergeht. Ich sehe uns am besten Weg dorthin. Vieles was auf unseren Planeten gerade passiert, verunsichert sehr. Ängste sind für viele der ständige Begleiter am täglichen Weg.  Umso größer die Welt, umso stärker die Vernetzung, die Globalisierung, umso größer ist für viele der Wunsch nach  Beständigkeit, die Suche nach der eigenen Identität, den eigenen Wurzeln. Umso wichtiger werden wieder Tradition und Regionalisierung. Identifikation und Nationalität. Ein strenges Wertesystem – das Alles gibt Sicherheit. Die Weite und die Tiefe des Lebens  und der Welt, beängstigt.

Animismus, Atheismus, Monotheismus, Pandeismus, Polytheismus worin liegt der Unterschied. Das kann von Jedem nachgelesen werden. Dazu gibt es genaue Definitionen.
Es sind scheinbar verschiedene Weltbilder, unterschiedliche Auffassungen von Spiritualität, Glaube und Religion. Ich will mir gar nicht Anmaßen darüber zu Urteilen welches Weltbild richtig oder falsch ist. Richtig ist immer das was hilft, denk ich.

Die ursprüngliche Form eines spirituellen Verständnisses, dem Animismus, der früher überall auf der Welt weitverbreitet war, wurde später in unseren Breiten, vom monotheistischen Glauben der katholischen Kirche abgelöst. Plötzlich war es verpönt mit Bäumen zu sprechen. Einen heiligen Hain aufzusuchen und mit den dort ansässigen Geistern sich zu unterhalten. Das Heidentum wurde plötzlich als primitiv und hinter weltlich angesehen. Ein neues geistliches Denken ist entstanden. Es gab auf einmal nur mehr einen wirklichen Gott.

Ganze Armeen schritten durch die Lande, um diesen einen wahren Glauben zu verbreiten. Besessen von diesem Gedanken (Spirit) wurde alles niedergemetzelt, dass nur ansatzweise nicht ihrer Vorstellung entsprach. Damals, wie auch heute, hatte das aber nichts mit Spiritualität zu tun, sondern eher mit Macht und dem Spiel mit den Ängsten der Menschen. Veränderung wurde schon immer als Gefahr wahrgenommen und nicht als Chance. Damals wie heute wurden andersdenkende oder Minderheiten als Feinde gesehen, als Schuldige für eigene Versäumnisse und Defizite.

Solche Massenprojektionen hatte es und wird es immer geben. Tief in jedem Menschen steckt auch das Tier in uns. Wir sehen immer wieder wozu Mensch fähig ist, wenn gewisse Rahmenbedingungen geschaffen werden.   Die Auslegung  einer elitären Priesterschaft  der Lehren von Jesus, haben nichts mit seiner Auffassung des Lebens zu tun. Das Selbe gilt genauso für den Islam.  Hier machen sich Menschen, die von gewissen Energien besetzt sind, Wirkungsweisen der menschlichen Psyche zunutze, um ihren unersättlichen Durst von Macht stillen zu können. Sie treiben ganze Völker vor sich her, benutzen sie für ihre eigenen Interessen. 

Sie spielen mit der Angst, wissen genau dort um die Wunden Punkte, im sensiblen System der Menschen. Über diese Emotionen schaffen sie den Zugang, der Kontrolle bedeutet. Kontrolle und Manipulation. Es wird Hetze betrieben. Nicht nur von religiösen Klerikern, sondern auch vor Allem gerade jetzt wieder von scheinbar politisch motivierten Menschen. Hier funktioniert dieses abscheuliche Spiel genauso perfekt. Einige wenige ziehen an den Fäden und die Marionetten tanzen.

Ich persönlich sehe die Lehren Jesus gar nicht so weit weg von einem animistischen Weltbild. Zum einem hat er den tantrischen Aspekt des Universums gelehrt. Er sah auch in allem Lebendigen den Ausdruck Gottes, auch in Steinen, Tieren und Pflanzen, in Flüssen, in Wäldern, in Bergen und Gebirgsketten. Auch lehrte er, dass keine Tempel und Priester notwendig sind um mit ihm zu sprechen. Es gibt Dämonen und Engel in der katholischen Kirche. Da wird der Unterschied zwischen Animismus und Monotheismus schon wieder viel kleiner nicht?

Die Ängste von den Menschen im Nahen Osten, Unterscheiden sich kaum von denen in den USA. Trotzdem oder gerade deswegen sehen viele im Anderen einen Feind, der vernichtet werden muss.

Götter waren und werden immer wichtig sein. Egal in welcher Form sie interpretiert werden. Selbst Atheisten glauben an etwas. Oft sind es Wissenschaftler oder wissenschaftliche Studien und Forschung, deren Lehren von ihnen als absolut ausgelegt werden. Wir alle brauchen scheinbar einen Glauben an irgendwas, um existieren zu können.
Warum glauben wir nicht alle an uns?  An uns Menschen. Uns alle verbinden dieselben Ängste, aber auch dieselben Freuden. Wir Menschen sind alle gleich, auf der ganzen Welt. Es gibt keine Untersiede. Lasst uns unsere Gemeinsamkeiten ansehen, unseren Fokus darauf legen. Auf das, was uns verbindet. Es geht um uns Menschen, um die Menschheit, um das Mensch sein.

Ich weiß, es gibt Organisationen die fangen Menschen scheinbar auf. (Ich spreche jetzt nicht von sozialen Einrichtungen, die meist wirklich am Menschen interessiert sind.)  Menschen denen in ihrem Leben viel Schlechtes widerfahren ist. Die Leid ertragen mussten. Keine Aufmerksamkeit bekamen. Plötzlich ist da wer, der mir genau das gibt, was mir am meisten fehlt. Anerkennung , das Gefühl wichtig zu sein. Es sind Gleichgesinnte da, Familie, Zusammengehörigkeit.

Dahinter steckt leider nur allzu oft eine Ideologie, die wieder nur Mittel zum Zweck ist, um Macht zu erlangen. Dahinter stecken oft leider Personen, denen es nicht um die Bedürfnisse des Einzelnen geht, sondern nur um das Befriedigen des eigenen Egos und Antriebes, um das Erlangen von Macht. Das Spiel mit den Gefühlen, ein ausnützen von Menschen, die in ihrem Leben ohnehin schon sehr viel ertragen mussten und dann wieder getäuscht werden. Letztklassig und fürchterlich wie ich es empfinde.

Wachheit heißt auch erkennen können und das Erkannte zu transportieren.  Ich glaube an die Menschheit und lade alle recht herzlich ein, daran teilzunehmen. Ich glaube an die Spiritualität der Menschlichkeit, mit Allem was dazu gehört. Jeder hat seinen Platz im Leben. Jeder ist wichtig, sehr wichtig sogar. Einzigartig in seinem Sein. Jeder ist etwas Besonderes. Wir brauchen jeden hier in dieser Welt. Nur niemand ist besser oder wichtiger als der andere.

Foto: Albin Fuß