Die Tiefen unseres Selbst

Unser Sein ist die mystische Erfahrung, Teil eines lebendigen Organismus, genannt Universum, zu sein. Makrokosmos und Mikrokosmos,  zwei scheinbar unterschiedliche Welten, die gar nicht unterschiedlich sind. Wir glauben abgetrennt zu sein, nur sind wir das in Wahrheit? Es gibt keine Trennung! Wie im Außen, so im Innen. Wie im Großen, so auch im Kleinen. Um den Kosmos zu erforschen, ist es nicht notwendig, ins Außen zu reisen. Wenn wir in unsere Tiefen eintauchen, werden wir nicht nur uns selbst erfahren, sondern auch (Er)Kenntnis und Verständnis über die Weiten des Universums erlangen.

Alle Information ist immer und überall zugänglich. Auch im Kleinsten, in uns. Oft verborgen für unser physisches Auge, nicht aber für andere Ebenen unserer Wahrnehmung. Wenn wir uns öffnen, vorgegeben Grenzen auflösen, über Dogmen hinweg bzw. durch sie durchblicken, erlangen wir einen klareren, unverzerrteren Blick der Wirklichkeit und wir nähern uns der Realität an. Ganz nah können wir ihr kommen. Dies ist ein Blick, ein Bewusstsein, das ohne bzw. mit kaum einer menschlichen Konditionierung auskommt. Und doch ist der Blick menschlich, nur menschlicher, universeller, echter. Denn jede Konditionierung und jedes Muster ist auch nur so etwas wie eine Projektion. Eine Erwartung, ein Glaubenssatz, eine Überzeugung.

Für jeden einzelnen ist die Welt so, wie er sie sich vorstellt. Dabei prägen uns unsere vielfältigen Erfahrungen. Diese können einschränkend und beklemmend zugleich sein, denn auch Manipulationen sind ein großer Bestandteil unserer Sichtweise. So, wie es individuelle Projektionen gibt, gibt es kollektive Massenprojektion. Um sich von deren Fesseln zu befreien, ist es notwendig, sich selbst kennenzulernen, also im Kleinen, bei sich selbst beginnend. Begib dich auf Entdeckungsreise! Mutig, Furchtlos und ohne Bewertung. Was steckt hinter all diesen Menschen mit ihren Verhaltensweisen, die du z. B nicht ausstehen kannst. Was ist es, das dich wirklich stört? Was steckt hinter den vielen Begegnungen, die dir oft nicht gut tun? Es können Situationen sein, die uns immer wieder einholen oder besser gesagt, in die wir uns immer wieder begeben. Ich weiß, wir alle haben schon sehr viel über uns reflektiert, sind gewachsen und haben uns weiterentwickelt. Wie klar ist unser Blick also noch? Hat er seine Schärfe beibehalten? Wie weit sind wir noch bereit, uns dieser Klarheit hinzugeben? Ist vielleicht eine gewisse „Betriebsblindheit“ eingetreten?

Klarheit bedarf einer ständigen Nachschärfung, sonst ist sie nur eine Momentaufnahme in einem sich ständig veränderten Prozess. Meine Haltung, die heute für Klarheit gesorgt hat, kann morgen schon wieder eine Verzerrung verursachen. Wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen, auf das Einfache, die universellen Wirkungsweisen, dann werden wir einen wahrhaftigen, beständigen Begleiter, so etwas wie einen Leitfaden der Klarheit finden. Dabei wird die Beobachtung aus der objektiven Metaebene (wertfrei und grundehrlich) stets für eine emotionale und psychische Hygiene sorgen, uns reinigen und Echtheit ans Licht bringen. Um dies praktizieren zu können, ist es notwendig, Eigenverantwortung zu übernehmen und sich nicht von kindlichen Dramen leiten zu lassen. Versteht mich nicht falsch: Für Emotionen und Gefühle ist immer Platz und diese zu leben, ist Teil eines reflektierten Menschen. Im Drama auf- bzw. unterzugehen dagegen ist ein kindlicher, angelernter Verdrängungsmechanismus, der nichts mit Wachstum zu tun hat. Hierbei geht es mir nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Nein, im Gegenteil: Es ist mir wichtig, Anregungen zu geben, die eine Hilfestellung für Menschen sein können, die sich in Krisen befinden. In Krisen, die sich möglicherweise schon sehr auf ihre Gesundheit auswirken. Wir alle kommen immer mal wieder in Lebenssituationen, die uns Großes abverlangen. Dann ist es wichtig, wie wir damit umgehen,wie schnell so eine „Krise“ unser System durchläuft bzw. durchlaufen darf und welche Ressourcen und Werkzeuge wir haben, um wieder zu uns selbst zu finden. Mein Rat ist: Destruktive Zustände so schnell wie möglich zu verlassen bzw. sie zu verändern. Wir gewöhnen uns nur allzu schnell daran. Dann wird es zur “Gewohnheit”, im Drama zu leben, was insofern riskant ist, als der Mensch in seiner Eigenschaft als Gewohnheitstier, Bekanntes – auch wenn es ihm nicht gut tut – nur sehr schwer wieder aufgibt.