Mit dem Kreislauf der Natur leben:
Lasst uns einmal unseren Lebensrhythmus in unserer zivilisierten Welt betrachten. Wie sehr achten wir dabei auf natürliche Gegebenheiten wie: Tag und Nacht, Sommer und Winter? Unser Körper hat, bis auf Ausnahmen, grundsätzlich einen natürlichen Rhythmus. Unsere innere Uhr. Aufstehen wenn die Sonne aufgeht, schlafen gehen, wenn es wieder dunkel wird. Wenn uns die morgendlichen Sonnenstrahlen auf der Nase kitzeln werden Hormone ausgeschüttet, damit wir aufwachen. Abends werden wir nach einem aktiven Tag von selbst müde. Ganz natürlich ist auch eine Ruhezeit zur Tageshälfte. Wir spüren die Müdigkeit, die uns gegen Mittag erschlagen will. Im Frühling beginnt das Leben zu sprießen, der Sommer bringt uns mittlerweile große Hitze. Im Herbst spüren viele die Vorbereitung auf den Winter – die stille Zeit, die wir eigentlich in Ruhe verbringen sollten.
„Gegen den Kreislauf“ – Die industrielle, gewinnorientierte Welt von heute:
Wir modernen Menschen wachen auf, wenn uns der Wecker aus dem Bett hämmert. Der Tag beginnt so für viele mit einem morgendlichen Schrecken. Wir werden diktiert von Terminen, Zielen und Erwartungen. Geld regiert unsere Welt. Glücklich ist schon, wer nicht in der Nacht arbeiten muss. Keine Rücksicht auf Gesundheit und Ruhezeiten. Es gibt Elektrizität, die scheinbar alles möglich macht. Produktionen in Betrieben rund um die Uhr. Pflegepersonal aber auch Dienstleister, die unseren vertrockneten Seelen auf ihren nächtlichen Schweifzügen durch diverse Lokale begleiten, finden keinen Schlaf.
Die Nacht wird in den Städten zum Tag gemacht. Lichtverschmutzung soweit das Auge reicht. Ständig pulsierende Großstädte. Bauarbeiter, die bei über 30 Grad im Schatten über ihre Grenzen gehen. Klimaanlagen in Büros schaffen die Rahmenbedingungen für weitere Höchstleistungen.
Das Medizinrad – der ewige Kreislauf:
Das Medizinrad ist ein Abbild des Universums. Der Kreis steht für das Endlose: Ein ewiger Fluss des Werdens, des Seins und des wieder Gehens. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Unsere indigenen Vorfahren lebten tief eingebettet in den Zyklus der Natur und hatten großes Verständnis über ihre Zusammenhänge. Auch wenn unsere Zeit sehr schnelllebig geworden ist, ist es dennoch möglich, diesem Rhythmus Beachtung zu schenken. Schon alleine das bewusste Wahrnehmen der Jahreszeiten, die Veränderungen in der Natur, das Auseinandersetzen mit den unterschiedlichen Aspekten, verbindet uns. Wir schenken den Kräften und den universellen Gesetzen Aufmerksamkeit und nehmen dadurch ihre unterschiedlichen Qualitäten wahr.
Jahreskreisfeste:
Indem wir Feste so feiern, wie es auch früher üblich war, können wir dem noch mehr Bedeutung schenken und die Verbindung stärken. Dadurch wird unser Wohlbefinden gestärkt und unsere emotionale, spirituelle Gesundheit gefördert.
Die Kelten und die Germanen feierten zu bestimmten Jahreszeiten oder zu besonderen kosmischen Konstellationen ihre Feste. Wie so oft gibt es dazu verschiedene Überlieferungen. Das Wissen wurde nur mündlich weitergeben und so ist es schwierig zu rekonstruieren, wieviele Feste es tatsächlich im Jahreskreis gegeben hat.
Gesichert wissen wir, dass die Kelten ihr Jahr in zwei Hälften teilten: In den Winter und den Sommer – die helle und die dunkle Jahreszeit. Für die Kelten und die Germanen war am Beginn der Schöpfung Dunkelheit. Deshalb beginnen sie ihr Jahr auch mit dem Neumond im Oktober, mit „Samhain“.
Die Neu Haiden und auch ich teilen den Jahreskreis in 8 Feste auf: Vier Mond und vier Sonnenfeste.
Zu den Mondfesten gehören:
„Samhain“ (11. Neumond im Jahr) im Oktober
Die Lichtgeburt „Imbolc“ (2. Vollmond nach Yule) im Februar,
Walpurgisnacht „Beltane“ (5. Vollmond nach Yule) Ende April, und
„Lughnasadh“ (8. Vollmond nach Yule) im August.
Die Sonnenfeste fallen an fixe Tage:
Wintersonnenwende „Yule“ (21. Dezember)
Frühjahrs Tag- und Nachtgleiche „Ostara“ (21. März)
Sommersonnenwende „Litha“ (21. Juni)
Herbst Tag- und Nachtgleiche „Marbon“ (23. September)
Wie wir sehen, sind viele unserer Feste wie Weihnachten, Ostern oder Erntedank heidnischen Ursprungs. Ohne ihre Brauchtümer wären möglicherweise viele Haiden nicht zum christlichen Glauben konvertiert.