Die Wahrheit knappert an mir. Aber nicht nur an mir, wie ich sehe. Sie lässt sich nicht mehr wegleugnen, wegtauchen, ignorieren. Das alte oft erprobte und sehr lange Zeit erfolgreich eingesetzte Mittel der Verblendung, funktioniert nicht mehr. Löst sich auf! Früher war es leichter, seine Wahrhaftigkeit zu verleugnen. Sie gewinnt nun an Kraft und Macht. Sie wird größer und meine Blase immer kleiner. Wie eine Mühle mahlt sie langsam, aber stetig. Wie kann ich sie aufhalten? Werde ich mich verlieren? Werde ich mein Selbst verlieren?

Diese Wahrheit ist so klar, so rein, so einfach, dass sie scheinbar gar nicht zu ertragen ist, sie ist erbärmlich! Wie kann ich diesen Kampf gewinnen? Es zerreißt mich förmlich. Mein Herz, meine Seele, soviel Anstrengung ist notwendig, um meinen Körper zusammen zu halten. Angst und Schmerz. Besser Angst, dann spüre ich keinen Schmerz. Nur wovor fürchte ich mich? Diese Wahrheit bin ich selbst.

Es ist meine Wahrheit, meine Wahrhaftigkeit. Sie zeigt mir ob ich richtig bin, auf meinen Weg. Es ist mein höheres Selbst. Mein Innerstes, meine Wahrheit eben. Ich brauche sie doch nur annehmen. Ich brauche doch nur ich zu sein. Dann werde ICH weiterleben.

Ja, meine Blase von mir, die wird aufgefressen! Sie wird verschwinden! Was bleibt ist meine Wahrheit. Ich kann mich entscheiden: Meine kraftvolle Wahrhaftigkeit zu leben. Klar und rein. Sie wird überbleiben, als mein neues Ich, oder ohne mir, wenn ich mein Selbst verleugne und mein verblendetes ich, der  Ausgangspunkt dieser Blase, gewinnen lasse. Dann bin ich auch weg. Nur eben physisch, ganz. Dann ist es  vorbei in diesem Leben, ohne Wahrheit, eben!
(Gedankenbuch)

Foto: Albin Fuß