Wasserfallmeditation

Bei einem Wochenende in der wundervollen, mystischen Natur der Ötschergräben, genauer gesagt den „Trefflingfällen“ bei Puchenstuben, hatte ich die Möglichkeit, mit einer Gruppe Gleichgesinnter die Zeremonie der Wasserfallmeditation kennenzulernen. Yamabushi Christian Grübl führt uns im Rahmen eines Shugendo-Seminars in die Materie ein. Shugendo ist ein alte japanische Religion, die sich im Laufe der Zeit aus den verschiedensten Strömungen (Buddhismus, Taoismus,…) entwickelt hat. Die Praktizierenden des Shugendo nennt man Yamabushi. Auch Teile des Shintoismus oder kurz „Shinto“ finden sich im Shugendo wieder. Shinto ist noch tief in das schamanische Weltbild und in den schamanischen Traditionen verwurzelt. Für mich war es eine weitere Gelegenheit, eine alte durchgängige Tradition praktisch erleben und erfahren zu dürfen.

Wir lernen an diesem Wochenende mehr über die Götter des Shugendo, verschiedene Feuerzeremonien und Rituale. Es handelt sich dabei oftmals um traditionelle Abläufe, die in den Zeremonien bis ins kleinste Detail genauestens wiedergegeben werden. Für mich ist es sehr spannend, wie unsere heimischen Spirits in dieser sehr mystischen Natur mit den japanischen Gottheiten koexistieren und sich ergänzen.

Wir lernen den Gesandten „Fudo Myoo“ kennen. Der Lichtkönig ist eine zentrale Gottheit im Shugendo und nimmt bei unserer Wasserfallmeditation eine bedeutende Rolle ein. Unter dem Wasserfall rezitieren wir sein Mantra und visualisieren ihn, bis wir im Idealfall zu Fudo Myoo werden. Wir leeren unseren Geist, unsere energetische, magische Existenz, unseren physischen Körper und füllen uns danach mit neuer, lebendiger Energie. Wir „sterben“ also unter dem Wasserfall und werden danach neu geboren. Deshalb vollziehen wir das Ritual auch in weißer Kleidung, die in Japan – umgekehrt zu dem uns Bekannten Schwarz – den Tod symbolisiert.

Diese Art der Meditation ist eine weitere wunderbare Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden und mit all ihren magischen Aspekten zu kommunizieren. Wir lernen uns selbst wieder ein Stück besser kennen und nähern uns unserem wahren Selbst an. Eine Reinigung wird vollzogen. Wir können Altes und Schweres abstreifen. Dieser tiefgreifende Prozess ist sehr heilsam. Ich war schon lange nicht mehr so müde nach einem Ritual und schlafe am Nachmittag ein, tief und fest. Nächtelang habe ich noch magische, heilende und transformierende Träume. Das Wochenende wirkt sehr intensiv nach.

Ich möchte mich hier nochmals bei Christian Grübl für seine Begleitung, für sein fundiertes Wissen über Shugendo und die weitreichenden Erfahrungen über die Wasserfallmeditation bedanken. Ohne diese Erfahrung und auf eigene Faust, ist es nicht ratsam, diese Praktiken nachzuahmen. Es können gesundheitliche Schädigungen auftreten.

Spannende Infos zu den Yamabushi-Mönchen und Shugendo findet ihr unter www.shugendo-austria.org! (Quelle: Shugendo Austria)