Wir leben in einer aufgeklärten Welt; Wissenschaft ist eine Selbstverständlichkeit. Alles kann erklärt werden und ist in mathematischen Modellen und in empirischen Studien beweisbar. Jedem Phänomen liegt eine logische Erklärung zu Grunde und wenn dem nicht so ist, dann hat es keine Gültigkeit. Wir sind rationelle und moderne Menschen, die ihre Welt gestalten und bestimmen: Wir regulieren Flüsse, bauen Dämme, machen die Nacht zum Tag, halten uns nicht an klimatische Bedingungen beim Besiedeln von Lebensräumen. Ja, wir machen sogar Wetter…
Technik und Fortschritt sind das Wichtigste und wirtschaftliches Wachstum ist die essentielle Komponente zum Aufrechterhalten dieses Systems. Medizin geht über alles – die Pharmaindustrie bestimmt unsere Heilung.
Wir werden immer älter, reicher; aber werden wir auch klüger?
Wir herrschen über unsere Welt, über unsere Erde, aber wirklich auch über die Natur?
In dieser Welt ist scheinbar kein Platz für altmodisches, mystisches Denken und auch nicht für ein polytheistisches, animistisches Weltbild. Unsere Welt scheint klar und steril.
Das Heidentum wurde schon vor langer Zeit ausgerottet. Die Prediger von monotheistischen Strömungen haben diese Heiden als Wilde dargestellt, sie eines „Besseren“ belehrt und bekehrt, obwohl ihre eigene Interpretation ihrer jeweiligen Lehre/Religion oftmals nicht mit der Lebensweise ihres Idols oder Gottes übereinstimmt.
Doch tief in den Meisten von uns ist sie da, diese Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Mystik, nach Sagen und Märchen, nach einer „neuen“ Form von Spiritualität. Viele von uns spüren instinktiv, dass etwas nicht stimmt. Allzu oft spüren wir Leere in uns oder fühlen uns nicht komplett. Dabei sind wir auf der Suche nach unserer Seele, unserem Seelenfrieden. Und wenn wir begonnen haben, unsere Seele wiederzuentdecken, bemerken wir mit großer Traurigkeit wie vertrocknet und ausgedürstet sie schon ist. Oft leben wir diese verdrängten Aspekte in Form von Phantasie-Filmen, mystischen Spielen oder Ähnlichem aus. Dabei bemerken wir, wie wenig befriedigend und reduktionistisch unsere Welt ist und die Sehnsucht nach dem Wiedererleben und dem Wahrnehmen von Naturenergien wird größer.
Die Elementarwesen, wie wir sie heute nennen, also Gnome, Zwerge, Elfen usw. sind nichts anderes als solche Energien. Ebenso die Götter, egal welcher Mythologie sie angehören, sind nichts anders, als mächtige Naturwesen. Unsere Vorfahren lebten stets in der Bewusstheit ihrer Existenz und in ständigem Kontakt mit ihnen. Für sie war die Vielfalt unserer Welt selbstverständlich. Immer noch ist unsere Seele ein Teil dieses Mysteriums. Deshalb blüht sie wieder auf, wenn wir uns als Teil dieser wilden Natur empfinden, uns wieder verbunden fühlen und gleichsam ein Teil der Natur mit all ihren geistigen Facetten sind.
Sich mit der Natur zu verbinden kann oft schwer sein, denn die „Götter“, die Geister, haben sich von so vielen Orten zurückgezogen oder wurden zurückgedrängt. Ihr Lebensraum wurde beschnitten und eingeengt. Damit schwindet auch unsere spirituelle Gesundheit, die einen großen Teil unserer physischen Gesundheit ausmacht. Es gibt kaum mehr unberührte Natur. Selbst die Massai tragen in der einen Hand ihren Speer und in der anderen das Smartphone. Wundere Dich also nicht, wenn du am entlegensten Platz dieser Welt einen Schamanen mit einem i-Phone antriffst.
Die Welt hat sich verändert. Ja, wir müssen uns von alten Vorstellungen lösen. Gerade deswegen ist es aber umso wichtiger, sich bewusst mit den eigenen Wurzeln und archaischen Teilen auseinander zu setzen und sie auch zu leben. Dazu ist es nicht notwendig, im Urwald zu leben oder als Emerit ein Leben lang im Wald unter einen Baum zu sitzen. Ihr könnt immer und jederzeit verbunden sein – mit den Kräften der Natur und ihren Energien. Das Wahrnehmen unserer Welt als ganzheitliches System gibt auch uns wieder ein Gefühl der Ganzheit. So wird sich unser Sein positiv verändern und unsere Seele wird sich wieder mit Lebendigkeit füllen. Wenn wir sakrale Orte schaffen oder noch besser, wenn wir die ganze Welt als sakralen Ort ansehen, werden auch wir wieder zu einem sakralen Lebewesen. Die „Götter“ werden zurückkehren und mit ihnen die Vielfalt des Lebens.
Technik und Spiritualität müssen also kein Widerspruch sein. Mit der Verbindung zu unseren Wurzeln und der Bewusstheit ein Teil der Natur zu sein, werden wir die Technik selbstbestimmt und klar nutzen. Sie wird ihren Platz haben, so wie vieles in unserem Leben, aber sie wird nie den ganzen Platz einnehmen…